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Prinzessin Clara: Eine aufregende Entdeckung (Märchen / Fantasy)

Wenn ihr meine Märchen Ellie, die kleine Waldfee und die traurige Prinzessin oder Prinzessin Clara: Siegfrieds Geheimnis gelesen habt, dann kennt ihr Prinzessin Clara und auch ihren zukünftigen Gemahl Siegfried bereits. Dieses aktuelle Märchen ereignet sich wenige Tage nach den aufregenden Ereignissen von Siegfrieds Geheimnis.


Als Prinzessin Clara gerade dabei ist ihr Schlafgemach zu verlassen macht sie eine ungewöhnliche Entdeckung. Verbirgt sich dort womöglich ein Geheimnis von dem niemand mehr etwas weiß? Clara macht sich auf die Suche nach Hinweisen und hofft auf eine aufregende Entdeckung.


Ein spannendes Märchen und mit mehr 6 DIN A4 Seiten auch eine relativ lange Geschichte, die sich aber trotzdem auch als Gute Nacht Geschichte zum Vorlesen eignet. Auch Erwachsene werden dieses Märchen ganz sicher spannend finden.


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Natürlich dürft ihr, liebe Eltern und Großeltern, Kinder, Geschwister und Freunde dieses Märchen vorlesen und/oder ausdrucken (kostenlos). Dafür ist es ja da :-) Viel Spaß!!!


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Prinzessin Clara: Eine aufregende Entdeckung

„Was für ein herrlich sonniger Morgen“, dachte Prinzessin Clara, als sie gut ausgeschlafen aus ihrem großen Bett aufstand und die schweren Vorhänge in ihrem Schlafgemach öffnete. Andere Prinzen und Prinzessinnen würden so etwas selbstverständlich von ihren Dienern tun lassen, aber Clara verzichtete darauf sich ständig von Zofen und Dienern helfen zu lassen. Nur, wenn es gar nicht anders ging, z. B., wenn sie sich doch einmal in ein enges Ballkleid zwängen musste, dann musste sie sich doch helfen lassen. Zum Glück kam das jedoch äußerst selten vor.


Schnell wusch sie sich und schlüpfte in eine bequeme Hose und eine einfache Bluse, denn so fühlte sie sich am wohlsten. Ihr zukünftiger Gemahl Siegfried war sicher schon fleißig dabei seine Arbeiten als Knappe von Ritter Martin auszuführen, während ihr Vater bestimmt schon mit Regierungsangelegenheiten beschäftigt war. Deshalb würde sie einfach in die Küche gehen und sich dort etwas zum Frühstücken zu holen. Als sie sich jedoch gerade zur Tür umdrehen wollte, entdeckte sie neben ihrem Bett etwas Ungewöhnliches. Es sah aus, als würde eines der vielen kleinen Symbole, mit denen die hölzerne Wandverkleidung verziert war, plötzlich fehlen.


Claras Neugier war sofort geweckt und so ging sie auf die verdächtige Stelle zu, um diese genauer zu untersuchen. Aus der Nähe betrachtet stellte sie fest, dass dieses Symbol zwar nicht fehlte, es sah jedoch aus, als wäre es ein kleines Stück in die Wand hineingedrückt worden. Diese Vertiefung war ihr noch nie zuvor aufgefallen. Vorsichtig drückte sie mit ihrem Zeigefinder auf das Symbol, welches sich daraufhin noch ein kleines Stück weiter hineindrücken ließ, bis es schließlich „Klack“ machte. Das Symbol war eingerastet.


Aufgeregt zog die Prinzessin ihren Finger zurück und wartete ab was geschah, doch es passierte rein gar nichts. Etwas enttäuscht trat sie ein paar Schritte zurück und sah sich die Holzvertäfelung genauer an. Auf den ersten Blick erkannte sie lediglich ein hübsches Muster, welches sich aus den verschiedenen Formen und Symbolen ergab, wobei ein Teil der Wand ohnehin hinter ihrem Bett verborgen war. Da dies ebenfalls über eine massive Rückwand aus Holz verfügte, konnte sie nicht erkennen, ob sich dort vielleicht eine weitere Vertiefung verbarg.


„Das muss irgendein Mechanismus sein, der sich in der Wand verbirgt“, dachte sie, „aber ich habe nur einen Teil davon ausgelöst. Sicher gibt es noch andere Symbole, die sich ebenfalls hineindrücken lassen, aber welche sind das?“ Clara begann die Wand mit den Augen abzusuchen und immer, wenn ihr ein Symbol ungewöhnlich vorkam, versuchte sie es hineinzudrücken, doch nicht ein einziges Mal hatte sie Erfolg. Die Holzvertäfelung verfügte über hunderte, vielleicht sogar tausende großer und kleiner Formen und Symbole, die sich auf einer Breite von ungefähr fünf und einer Höhe von vier Metern befanden. Ohne einen Anhaltspunkt war es praktisch unmöglich herauszufinden welches oder welche noch gedrückt werden mussten.


Plötzlich läutete die Mittagsglocke und Clara erschrak etwas. „So spät ist es schon“, schoss es ihr durch den Kopf. „Dann habe ich ja schon seit ein paar Stunden hier verbracht, ohne das Rätsel zu lösen.“ Lautstark meldete sich nun auch ihr Magen. Schließlich hatte sie den ganzen Tag noch nichts gegessen. Schnell machte sie sich auf den Weg in die Küche, in der es gerade sehr geschäftig zuging, denn nicht nur der König wollte etwas essen, sondern auch die Ritter, die Knappen und die vielen weiteren Bediensteten, die auf der Burg arbeiteten mussten versorgt werden. Als sie in die Küche stürmte wäre sie dabei fast mit ihrer Freundin Rosa, einem der Küchenmädchen zusammen gestoßen, die diese gerade mit einem Tablett in der Hand verlassen wollte.


„Huch, Clara, wo kommst Du denn so plötzlich her?“, fragte Rosa, die Clara nur in Gegenwart von fremden Gästen und wichtigen Persönlichkeiten mit ihrem Titel ansprechen musste. „Ich habe in meinem Schlafgemach eine aufregende Entdeckung gemacht“, antwortete diese noch leicht außer Atem. „Etwa einen hübschen Jüngling, der sich dort versteckt hatte?“, zog Rosa sie sogleich auf. „Ha, ha“, erwiderte die Prinzessin und grinste. „Ich habe doch meinen Siegfried, da würde ich jeden Anderen sofort hinauswerfen.“ Flüsternd fügte sie hinzu: „Ich glaube ich habe den Mechanismus zu einem Versteck gefunden, zumindest einen Teil davon“, und mit wenigen Worten erzählte sie Rosa, was sie am Morgen entdeckt hatte. Diese überlegte einen kurzem Moment und meinte dann: „Warum fragst Du nicht Deinen Vater, den König? Niemand weiß mehr über diese Burg als er.“


„Rosa, Du bist ein Goldstück“, rief Clara freudig aus und umarmte ihre Freundin stürmisch, wobei sie ihr erneut beinahe das Tablett aus der Hand schlug. „Danke!“


„Ich weiß“, antwortete diese mit einem breiten Grinsen, „gern geschehen. Ich wollte ihm übrigens gerade sein Mittagessen ins Arbeitszimmer bringen.“ 


„Das kann ich ja dann gleich übernehmen“, beschloss Clara, nahm Rosa das Tablett aus der Hand und machte sich auf den Weg zum Arbeitszimmer ihres Vaters. Dabei drehte sie sich noch einmal zu ihrer überraschten Freundin um und sagte: „Gern geschehen!“, woraufhin beide anfingen zu lachen.


Es waren zahlreiche Stufen hinaufzusteigen, die zwischen der Küche und dem Raum lagen, in dem der König die meiste Zeit des Tages verbrachte, doch die Prinzessin stürmte diese nahezu hinauf, in der Hoffnung eine Antwort auf das Rätsel zu bekommen. Die Tür des Arbeitszimmers war nur angelehnt und so steckte Clara vorsichtig ihren Kopf durch den Spalt. „Darf ich Dich einen Moment stören, Vater?“, fragte sie, bevor sie eintrat. Der König saß auf einem bequemen Stuhl an seinem Schreibtisch und blickte von den Unterlagen auf, in die er gerade vertieft gewesen war. „Clara, mein liebes Kind“, rief er erfreut aus, „natürlich darfst Du mich stören. Und etwas zu essen hast Du auch noch mitgebracht“, ergänzte er, nachdem sie sich durch die Tür geschoben hatte. „Das ist aber nett von Dir. Komm, lass uns gemeinsam etwas essen und dabei erzählst Du mir, was Du auf dem Herzen hast.“


„Danke, Vater“, antwortete seine Tochter freudig. Sie stellte das Tablett an einer Stelle auf dem Schreibtisch ab, auf der sich noch keine Dokumente befanden und nahm sich etwas frisches Brot. Danach begann sie aufgeregt zu erzählen, was sie am Morgen in ihrem Schlafgemach entdeckt hatte. Der König hörte aufmerksam zu und nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte, blickte er sehr nachdenklich, ohne jedoch etwas zu sagen.


„Und, Vater“, fragte die Prinzessin aufgeregt, „weißt Du etwas über das Geheimnis dieser Wand, ob es ein Mechanismus ist und falls ja, wie man diesen in Gang setzt?“ Der Burgherr zögerte noch einen Moment, doch dann sagte er: „Leider kann ich Dir dazu gar nichts sagen. Ich habe nie davon gehört und so sehr ich auch nachdenke, kann ich doch keinen Zusammenhang zu einem früheren Rätsel oder einer Begebenheit herstellen.“ Sichtlich enttäuscht legte Clara das restliche stück Brot zurück auf das Tablett. Sie hatte gehofft, dass ihr Vater mehr darüber wissen würde. „Aber wie soll ich denn nun das Rätsel lösen?“, fragte sie, denn so leicht würde sie nicht aufgeben.


„Keine Sorge, mein Kind. Ich habe da schon eine Idee“, antwortete ihr Vater, stand auf und griff nach einem großen Buch, welches sich in einem großen Holzregal hinter ihm befand. „Vielleicht findest Du hier einen Hinweis.“


„Die Chronik der Burg?“, fragte Clara überrascht. „Die haben wir doch beide schon gelesen und Du sogar schon mehrfach. Glaubst Du wir haben darin etwas übersehen?“


„Nun, ich glaube nicht, dass wir etwas übersehen haben, denn wir haben ja gar nicht nach so einem Geheimnis gesucht“, entgegnete der König. „Aber wenn Du gezielt nach Hinweisen suchst, dann wirst Du sicher etwas finden.“


„Hoffentlich hast Du recht,“ erwiderte die Prinzessin nun wieder deutlich zuversichtlicher. „Darf ich das Buch in mein Schlafgemach mitnehmen?“


„Natürlich darfst Du das“, stimmte ihr Vater zu. „Übrigens habe ich um ein Uhr ein Treffen mit all meinen Rittern, welches den ganzen Nachmittag dauern wird. Aus diesem Grund haben wir den Knappen heute einen freien Nachmittag gewährt. Sie sind alle sehr fleißig und haben ihn sich verdient.“


„Dann kann Siegfried mir also helfen“, freute sich Clara. „Danke Vater, für Deine Unterstützung!“, sagte sie zum Abschied, schloss ihren Vater in die Arme, drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange und verließ das Arbeitszimmer mit dem schweren Buch in den Händen.


„Gern geschehen“, rief der König ihr nach, „und berichtet mir ausführlich, wenn ihr etwas herausgefunden habt.“


„Das machen wir ganz bestimmt“, rief Clara noch und schon war sie verschwunden.


***


„Klack“, „klack“, machte es als Siegfried auf das Symbol drückte und dies dann erneut tat. Scheinbar konnte man den Mechanismus sowohl einschalten als auch wieder ausschalten, wobei sich das Symbol jetzt in ausgeschaltetem Zustand wieder sauber mit dem Rest der Holzvertäfelung verband und nicht mehr davon zu unterscheiden war. Er war gleich zu Clara gegangen, nachdem er seine Arbeiten erledigt hatte und hatte sie über dem großen Buch sitzend in ihrem Schlafgemach vorgefunden. Dann hatte sie ihm die ganze Geschichte erzählt und nun war er ebenso aufgeregt wie sie.


„Hast Du schon etwas gefunden, was uns helfen könnte das Rätsel zu lösen“, fragte er erwartungsvoll. „Leider nicht“, kam die enttäuschte Antwort von Clara. „Die Burg ist schon mehr als 150 Jahre alt, wurde ursprünglich aus Holz gebaut und erst später wurden die Mauern aus Stein errichtet. Aufgrund von Streitigkeiten zwischen Familienangehörigen und durch Verrat, gab es immer wieder heftige Kämpfe um die Burg, ehe schließlich die beiden älteren Brüder meines Großvaters in einer großen Schlacht um den Thron getötet wurden. Sie hatten das Land entzweit und so mussten Soldaten die vorher Freunde waren gegeneinander kämpfen.


Danach lag das Reich in Trümmern, ehe es mein Großvater, der zuvor viele Jahre durch die Welt gezogen war, zurückkehrte und als rechtmäßiger neuer Herrscher den Thron bestieg. Er sagte dem Volk, dass der vorangegangene Streit um die Krone, durch den seine Brüder das Land in solch großes Elend gestürzt hatten sehr egoistisch und den Untertanen gegenüber sehr rücksichtslos gewesen war. Als Zeichen dessen, dass von nun an bessere Zeiten anbrechen sollten als unter seinen Brüdern, ließ er das alte Familienwappen verbrennen und durch ein Neues ersetzen. Im Laufe der Jahre wuchs so das Volk wieder zusammen und als mein Großvater schließlich starb, übergab er ein gut geführtes Reich mit zufriedenen Untertanen an meinen Vater. 


Die Burg jedoch blieb während der ganzen Zeit im Besitz des jeweiligen Herrschers. Sie wurde mehrfach erweitert und ihre Mauern wurden verstärkt, doch von einer geheimnisvollen Holzwand und einem geheimen Raum oder Gang, wird nirgends etwas erwähnt.“ Damit endete Claras Zusammenfassung der Burggeschichte und obwohl sie gezielt nach möglichen, versteckten Hinweisen gesucht hatte, wusste sie nun auch nicht mehr als vorher, denn eigentlich kannte sie die Chronik ja bereits.


„Hmm“, überlegte Siegfried, „war dieser Raum hier schon immer ein Bestandteil der Burg, oder wurde er später angebaut?“


„Es gab ihn schon immer, denn der Burgturm und die direkt mit ihm verbundenen Gebäude zählen alle zur alten Burg“, antwortete Clara. „Worauf willst Du hinaus?“


„Nun, wenn der Raum schon so alt ist, dann hat es ihn auch schon gegeben, als die Brüder Deines Großvaters um den Thron gekämpft haben.“


„So ist es, aber wie könnte uns das weiterhelfen?“


„Zunächst einmal würde es erklären, warum niemand mehr von diesem geheimen Mechanismus weiß und warum er in der Chronik nicht erwähnt wird, denn erstens war es mit Sicherheit ohnehin ein Geheimnis, von dem nur wenige Personen wussten und zweitens haben weder die Brüder noch viele ihrer engen Vertrauten die Schlacht überlebt. Es ist also durchaus möglich, dass sie das Geheimnis mit ins Grab genommen haben.“


„Aber hätte nicht Großvater davon wissen müssen?“


„Nicht unbedingt, wenn einer seiner Brüder diesen Mechanismus, erst hat einbauen lassen. Kaum jemand wird davon gewusst haben und die wenigen Eingeweihten hatten vielleicht keine Gelegenheit oder auch gar kein Interesse mehr daran davon zu erzählen.“


Die Prinzessin schwieg einen Moment und dachte angestrengt nach. „Ich glaube Du hast recht“, sagte sie dann. „So, oder so ähnlich könnte es wirklich gewesen sein. Allerdings hilft uns das leider nicht weiter, fürchte ich.“


„Sag das nicht, denn ich habe da so eine Idee. Gibt es in der Chronik noch ein Bild des alten Familienwappens?“


„Ja, ich habe vorhin eines gesehen.“ Clara blätterte in dem dicken Buch und fand schließlich die entsprechende Stelle. „Sieh her, Siegfried. Auf dieser Seite ist es abgebildet und darunter eine Beschreibung.“


Der Knappe ging zu ihr hinüber und betrachtete sich das Wappen, wobei seine Augen zu leuchten begannen. Das Wappen zeigte ein rotes Kreuz aus einer senkrechten und einer waagerechten Linie bestehend, auf weißem Untergrund. In den vier sich daraus ergebenden weißen Feldern befanden sich eine Krone, ein Schwert, ein Schild eines Ritters und ein Turm.


Er griff nach Claras Hand und zog sie aufgeregt vor die Holzvertäfelung der Wand. „Schau doch nur, welche Symbole hier abgebildet sind. Einige davon waren auch im alten Wappen enthalten.“ Die Prinzessin starrte überrascht auf die Wand und tatsächlich konnte sie einige der Zeichen wiedererkennen. Das Schild war es, auf das sie am Morgen aufmerksam geworden war. Nun suchten ihre Augen die Wand ab um aus den vielen hundert Symbolen, die dort hinein geschnitzt waren, die Fehlenden zu finden. Das war gar nicht so einfach, denn diese waren nicht einmal so groß wie ihre Handfläche.


„Dort oben Links ist eine Krone“, rief sie plötzlich triumphierend aus. „Und siehst Du auch dort oben rechts das Schwert“, fragte Siegfried ebenso begeistert wie sie. Clara nickte und beide suchten fieberhaft nach dem Turm. „Wenn ich mir das Wappen so ansehe, dann müsste er sich irgendwo rechts unten befinden“, stellte die Prinzessin fest und auch Siegfried war zu diesem Entschluss gekommen. „Na dann los“, sagte er. „Lass uns das Bett wegschieben, damit wir freie Sicht auf die Wand haben.“


Das war jedoch leichter gesagt als getan, denn es bestand aus dickem Eichenholz, wobei vor allem die Rückwand sehr schwer war. Nach einem ersten erfolglosen Versuch besorgte sie sich jedoch ein paar kurze Lanzen, die sie unter das Bett klemmten, um sie dann als Hebel einzusetzen. Langsam, aber sicher bewegte sich das Bett ein Stück zur Seite, bis es ihnen schließlich nicht mehr die Sicht versperrte.


„Da ist der Turm“, rief Clara plötzlich und aufgeregt standen beide nun vor der Wand. „Jeder drückt zwei Symbole, in Ordnung?“, fragte die Prinzessin und Siegfried nickte nur. Sie begann mit der Krone: „Klack“ machte es, als sie das Symbol in die Wand drückte. Danach folgte Siegfried mit dem Schwert, Clara mit dem Schild und schließlich noch einmal Siegfried mit dem Turm. Als sie dieses vierte „Klack“ hörten, hielten bei den Atem an und starrten erwartungsvoll auf die Wand. Ihr Puls raste vor Aufregung und sie waren auf alles gefasst. Dann passierte NICHTS.


Darauf waren sie nun doch nicht vorbereitet gewesen. „Das gibt es doch gar nicht, wir haben doch alle Symbole gefunden und gedrückt. Haben wir dabei vielleicht etwas übersehen?“, fragte sich Siegfried und betrachtete das Wappen erneut. Krone, Schwert, Wappen und Turm hatten sie gefunden und gedrückt und alle hatten auch hörbar eingerastet. Warum passierte denn nichts?


Da begannen Claras Augen plötzlich zu strahlen, denn sie hatte eine Idee. „Das Kreuz, wir haben das Kreuz vergessen.“ Natürlich, das musste es sein. „Du hast recht“, stimmte ihr Siegfried sofort zu. „Wie konnten wir das nur übersehen? Schließlich ist es auch ein Symbol. Kannst Du es schon sehen?“ „Ja, hier ist es“, erwiderte die Prinzessin, „genau in der Mitte zwischen den anderen Symbolen. Soll ich es drücken?“ Siegfried nickte nur und Clara tat es.


Ein überraschend leises, kratzendes Geräusch ertönte, als die steinerne Wand mitsamt der Holzvertäfelung plötzlich auf einer Breite von einem Meter langsam zurückwich. Nach wenigen Zentimetern stoppte sie und teilte sich in der Mitte, wobei die beiden Hälften nun nach links und rechts glitten. Neugierig blickten Clara und Siegfried in den Raum, der sich vor ihren Augen aufgetan hatte. Er war ungefähr zwei mal zwei Meter groß und schien bis auf ein großes, verhülltes Etwas leer zu sein. Schnell entzündete Siegfried eine Lampe und sie traten nacheinander in den kleinen Raum.


„Was könnte das wohl sein, dass hier in diesem Raum versteckt worden ist?“, fragte Clara leise, wobei es eigentlich gar keinen Grund gab zu flüstern. „Lass uns nachsehen“, erwiderte Siegfried und Clara zog an dem großen Leinentuch, welches das große Etwas vor ihnen verhüllt hatte. Das Tuch fiel zu Boden und zum Vorschein kam ein großer, alter Spiegel. In dem Moment als Clara in den Spiegel blickte, geschah etwas Ungewöhnliches. Der Rahmen des Spiegels begann hell zu leuchten und er sah plötzlich wieder aus wie neu.


Siegfried und Clara staunten beim Anblick dieser Reaktion des Spiegels. „Das muss ein magischer Spiegel sein“, sagte Clara leise, während Siegfried nur ehrfurchtsvoll nickte. „Ich wünschte meine Freundin Ellie könnte mich jetzt sehen, denn sie kennt sich mit Magie richtig gut aus.“ In diesem Moment erschien im Spiegel ein Bild von Ellie, der kleinen Waldfee, wie sie gerade im Zauberwald kniete und ein paar Walderdbeeren pflückte.“


„Ellie“, rief Clara überrascht aus, woraufhin sich diese erstaunt umdrehte und sagte: „Clara, wo kommst Du denn her? Hallo Siegfried, Du bist ja auch da. Wie kommt ihr denn in dieses Bild, welches ich gerade vor mir sehe und wieso sehe ich euch überhaupt?“


„Hallo Ellie“, rief nun auch Siegfried, denn irgendwie hatten sie automaisch aufgehört leise zu reden, als sie plötzlich Ellie im Zauberwald vor sich sehen konnten. „Wir dachten Du kannst uns das vielleicht erklären, wobei wir nicht damit gerechnet haben, dass wir Dich tatsächlich sehen würden und mit Dir reden könnten.“


Fast ohne Luft zu holen, erzählten sie Ellie davon, was heute passiert war und dass sich Clara gerade noch gewünscht hatte, dass Ellie sie jetzt sehen könnte, was dann ja auch tatsächlich geschehen war. Die kleine Waldfee hatte den Beiden aufmerksam zugehört und sagte schließlich: „Ihr habt den magischen Spiegel des Dalisal gefunden. Er ermöglicht es auch Menschen, die über keine Zauberkraft verfügen, sich mit weit entfernten Personen zu unterhalten. Außerdem kann man mit ihm auch an jeden Ort der Welt gelangen, wenn man weiß wie. Niemand wusste jedoch, ob dieser Spiegel überhaupt noch existiert, bis ihr ihn heute gefunden habt.“


„Das ist ja unglaublich“, sagte Clara, die immer noch nicht fassen konnte, was sie da entdeckt hatten. „Wäre es möglich, dass Du uns in nächster Zeit einmal besuchen kommst, um uns zu helfen den Spiegel und seine magischen Kräfte besser zu verstehen, liebe Ellie?“ „Aber natürlich komme ich sehr gerne vorbei, wenn ich euch helfen kann. Außerdem bin ich auch schon ganz neugierig. Ich komme so schnell ich kann. Allerdings solltet ihr vorsichtig sein, wem ihr von eurer Entdeckung erzählt. Nur der König sollte davon erfahren, denn wenn es sich herumsprechen sollte, dass der magische Spiegel des Dalisal wieder aufgetaucht ist, dann seid ihr in großer Gefahr, denn es gibt viele die dafür sogar töten würden.“


Dann verabschiedeten sie sich von Ellie und verschlossen den Raum wieder sorgfältig. Das schwere Bett ließen sie jedoch dort stehen, wo es war. Da die Beratungen des Königs mit seinen Rittern noch lange dauern würden, beschlossen sie ihm erst am nächsten Tag von ihrer Entdeckung zu berichten. Dann holten sie sich etwas zum Abendessen aus der Küche und stiegen die Treppen des höchsten Burgturms hinauf, wo sie ungestört waren.


Beide aßen wortlos, bis sie satt waren und hingen ihren Gedanken nach, die sich alle um den magischen Spiegel drehten. Schließlich kuschelte sich Clara an Siegfried an und sagte: „Glaubst Du, dass man tatsächlich mit dem Spiegel überall hinreisen kann, wohin man möchte?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete dieser, „aber falls es tatsächlich möglich sein sollte, würde ich gerne meine Eltern finden, falls diese noch am Leben sind.“


„Das sind sie bestimmt“, erwiderte Clara überzeugt, „und mit Hilfe des Spiegels werden wir sie finden."



ENDE

© 2023 Guido Lehmann / Geschichten-fuer-Kinder.de


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